Probleme lösen: Wie macht man das eigentlich?

Juli 12th, 2019

Wenn man etwas anderes bekommen will, als man bisher bekommen hat, muss man etwas anderes tun, als man bisher getan hat.

Unbekannt

In diesem Beitrag stelle ich eine kleine Anleitung in sechs Schritten vor, wie man Probleme lösen kann. Man kann sie sowohl für kleinere, als auch für größere Probleme anwenden. Für ganz praktische, wie auch für weniger greifbare.

Auch wenn wir uns gerne wünschen, dass immer alles wie geschmiert läuft, so gehören Probleme doch zum Leben dazu. Immer wieder kommen wir an einem Punkt, an dem wir feststellen: „So geht es nicht (weiter).“ Dann haben wir ein Problem. Und das ist GAAANZ normal.

Schwierig wird es nur, wenn wir es bei dieser Feststellung belassen und beginnen, gedanklich um das Problem zu kreisen und auf der Stelle zu treten. Oder in blinden Aktionismus verfallen. Oder versuchen, das Problem zu verdrängen oder vor ihm wegzulaufen. Das sind alles Sackgassen, die zu anhaltender Unzufriedenheit, zunehmender Verzweiflung und – je nach Ausmaß des Problems – auch zu psychischen und körperlichen Beschwerden führen können.

Aber keine Angst – man ist dem nicht hilflos ausgeliefert, denn Probleme sind lösbar! Oft scheitert es also nicht daran, dass das Problem überhaupt nicht zu lösen wäre. Sondern eher daran, dass wir nicht wissen, WIE wir das machen sollen. Darum lassen Sie uns gar nicht lange drum herum reden, sondern direkt schauen, wie wir Schritt für Schritt vorgehen können.

Volle Tasse umgefallen… und nun?
(Bild: Pixabay)

Schritt 1: Das Problem

Am Anfang ist das Problem. Und Sie werden sich jetzt vielleicht wundern, warum das Problem der erste Schritt ist, denn eigentlich wissen Sie ja, was Ihr Problem ist und wollen einfach nur davon weg, oder? Verständlich, aber es ist sinnvoll, vor dem Loslaufen nochmal genau hinzuschauen, wo man gerade steht. Denn nur so kann man später überprüfen, ob man sich überhaupt von der Stelle bewegt hat. Außerdem kann man so vielleicht bereits erste wertvolle Hinweise für die Lösung bekommen. Deswegen überlegen Sie ruhig mal:

  • Was genau ist eigentlich mein Problem?
  • Seit wann habe ich es?
  • Wann tritt es immer auf? Und wann eigentlich nicht? Und was macht dabei den Unterschied?
  • Wenn es auftritt, was genau beobachten Sie? Was sind Ihre Gedanken, Ihre Gefühle, Ihre Handlungsimpulse, Ihre Handlungen?

Es ist vollkommen okay, wenn Sie sich wegen Ihres Problems schlecht fühlen und sich bedauern. Aus meiner Sicht gibt es keine echten und eingebildeten Probleme. Wer will schon darüber urteilen können, was für Sie ein „richtiges“ Problem ist? Wichtig ist aber auch: Man ist nicht sein Problem, man HAT ein Problem… und daneben auch noch viele andere Dinge, von denen manche vielleicht ganz okay oder gut sind… und einem sogar bei der Lösung behilflich sein können. Ein Problem zu haben, ist je nach Problem sehr unangenehm, und gleichzeitig bedeutet es nicht, dass das das Ende sein muss. Denn es kann ganz im Gegenteil auch der Beginn von etwas sehr Gutem sein.

Schritt 2: Das Ziel

Es gibt ein Zitat des Journalisten und Schriftstellers Günther Radtke zum Thema Zielstrebigkeit: „Der Mensch ist ein zielstrebiges Wesen, aber meistens strebt es zu viel und zielt zu wenig.“ Das bedeutet, wenn wir nicht wissen, wo wir hinwollen, ist es schwer festzustellen, ob wir denn wirklich vorankommen oder ob wir nur mit viel Energie auf der Stelle treten oder gar im Kreis laufen. Darum ist es ganz wichtig, sich darüber klar zu werden, was das Ziel ist, und nicht nur, von was wir wegwollen.

Wenn Sie sich also sagen:

  • „Ich will weniger Angst haben.“
  • „Ich will mich nicht mehr so viel mit meinem Partner streiten.“
  • „Ich will mich nicht mehr so schlecht fühlen.“

dann ist das nur zu verständlich. Überlegen Sie sich aber auch, was Sie stattdessen möchten.

  • Was wäre dann ganz genau anders, wenn Sie Ihr Problem gelöst hätten?
  • Was würden Sie anders machen als jetzt?
  • Was wären Ihre Gefühle, Ihre Gedanken?

Je konkreter Sie Ihre Ziele benennen können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diese auch erreichen werden. Schauen Sie aber auch, ob Ihr Ziel überhaupt realistisch ist. Unrealistische Ziele sind zum Beispiel: im Lotto gewinnen oder der Wunsch, dass andere sich ändern. Meistens passiert das leider nicht. Realistischer wäre es, einen Job zu finden, der einem genug Geld zum Leben bringt, oder zu schauen, ob man den anderen so akzeptieren kann, wie er ist, und was man eigentlich selber zu der Situation beiträgt.

Hilfreich ist es auch, wenn man größere Ziele in kleinere Teilziele unterteilt, denn dann hat man unterwegs immer kleine Erfolgserlebnisse und kann überprüfen, ob man sich eigentlich noch auf dem richtigen Weg befindet.

Außerdem: Je intensiver man sich mit seinen Zielen beschäftigt, desto weniger Zeit hat man, sich auf seine Problem zu konzentrieren. Es ist gut, sich sein Ziel gedanklich in allen Farben und Formen auszumalen. Man kann auch eine Zielcollage anfertigen und sich Bilder raussuchen und aufkleben, die man mit seinem Ziel verbindet. Dann hat man sein Ziel sprichwörtlich immer vor Augen. Man kann es auch schriftlich fixieren und jede Woche darüber schreiben, wie weit man gekommen ist. Oder mit jemandem darüber sprechen. All das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man seinem Ziel näher kommt.

Schritt 3: Die Ideen

Nun, da wir wissen, wo wir stehen und wo wir hin wollen, wäre es ganz gut zu wissen, wie wir von A nach B kommen, richtig? Ganz oft ist das ein Knackpunkt, dass wir zwar wissen, was wir ändern wollen, aber nicht wissen WIE. Hier gibt es aber auch ein paar Fragen, die man sich stellen kann, um diesem Wie auf die Schliche zu kommen:

  • Gab es schon einmal einen Moment, in dem es zumindest ein kleines bisschen so war, wie Sie es sich wünschen? Wie kam es dazu?
  • Was haben Sie bereits an möglichen Lösungen ausprobiert? Was davon hat am besten funktioniert?
  • Was für Lösungsideen, die Sie vielleicht noch nicht ausprobiert haben, fallen Ihnen noch ein? Gerne auch ein paar ungewöhnliche!
  • Wer könnte Sie unterstützen?

Sie können auch ein Brainstorming machen und dabei alles aufschreiben, was Ihnen einfällt. Versuchen Sie mindestens zehn Ideen zu finden, gerne auch mehr. Sie dürfen Ihrem kritischen Verstand hier ruhig mal eine Pause gönnen, der darf später nochmal darüber schauen. In diesem Schritt geht es noch nicht um die Bewertung, also schreiben Sie ruhig auch ein paar verrückte Ideen auf. Und schauen Sie auch nochmal bei Schritt 1 vorbei, vielleicht finden Sie dort ein paar wertvolle Hinweise. Wenn Ihnen nichts einfällt, dann fragen Sie ruhig jemanden oder befragen Sie das Internet.

„Wie komm ich jetzt hier wieder runter?“ Am besten die Ruhe bewahren und überlegen, welche Möglichkeiten es jetzt gibt.
(Bild: Pixabay)

Schritt 4: Der Plan

Jetzt, da Sie Ihre Liste mit Ideen haben, geht es darum, welche Strategie oder auch welche Strategien Ihnen am erfolgversprechendsten erscheinen. Sie dürfen es sich hier auch gerne leicht machen. Was glauben und spüren Sie würde davon am ehesten zu Ihnen passen?

Dann machen Sie sich einen Plan, der auch wieder möglichst konkret sein darf:

  • Wann genau wollen Sie was genau machen?
  • Wer oder was kann Ihnen dabei helfen?
  • Was könnte mögliche Hürden sein und wie können Sie mit diesen umgehen?

Nehmen Sie sich auch lieber erstmal etwas zu wenig vor, zumindest wenn Sie wissen, dass Sie sich gerne mal überfordern. Steigern können Sie sich immer noch jederzeit, wenn Sie merken, dass mehr drin ist.

Schritt 5: Die Umsetzung

Goethe hat mal gesagt: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ Und darum geht es jetzt: Den Plan tatsächlich in die Tat umzusetzen. Wenn Sie bisher alle Schritte durchgegangen sind, fällt es Ihnen vielleicht nicht mehr ganz so schwer loszulegen. Vielleicht fühlen Sie sich sogar motiviert und scharren schon mit den Hufen.

Wichtig ist es jetzt, geduldig und mitfühlend mit sich zu sein. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut und vielleicht wird es auch bei Ihnen etwas länger dauern. Und das ist in Ordnung. Vielleicht wird es Ihnen nicht so leicht fallen, wie vermutet. Auch das ist normal. Schauen Sie, dass Sie Ihre aktuelle Situation nicht nur mit dem Zielzustand vergleichen und wieviel Sie diesem schon näher gekommen sind. Sondern achten Sie auch auf die kleinen Veränderungen, denn diese zeigen, dass Sie vorankommen und auf dem richtigen Weg sind.

Klopfen Sie sich auf die Schulter dafür, dass Sie es überhaupt versuchen, und loben Sie sich auch für kleine Fortschritte. Geben Sie nicht gleich auf, wenn es etwas schwierig erscheint, sondern bleiben Sie erst einmal dran. Nicht alles klappt sofort auf Anhieb oder zeigt sofort bahnbrechende Erfolge.

Schritt 6: Die Erfolgskontrolle

Nach einer Weile können Sie dann mal schauen, wie Sie eigentlich so vorankommen. Zeigen sich erste Teilerfolge? Gut, dann bleiben Sie dran! Oder haben Sie den Eindruck, dass es nicht so richtig vorangeht? Dann können Sie zunächst einmal versuchen, das, was Sie tun, etwas zu intensivieren. Manchmal bringt mehr auch tatsächlich mehr. Aber nicht immer. Dann wäre es eine Möglichkeit, nochmal zu Schritt 3, Ihrer Ideenliste zurückzukehren, und zu schauen, was Sie stattdessen noch ausprobieren könnten. Vielleicht ist es aber auch sinnvoll, nochmal zu Schritt 2 zurückzugehen, und zu schauen, ob Sie vielleicht Ihr Ziel zu optimistisch angesetzt haben, und hier nochmal nachjustieren wollen.

Manchmal bringt aber alles nichts. Sie probieren und machen, und trotzdem haben Sie den Eindruck, es tut sich nichts. Ja, auch das kann vorkommen. Das heißt allerdings nicht, dass sich nie etwas ändern wird. Niemand von uns kann in die Zukunft schauen. Was Sie trotzdem tun können, um sich Erleichterung zu verschaffen, ist, die Situation für den Moment (!) zu akzeptieren. Und gleichzeitig Ihre Augen offenhalten, ob es nicht doch irgendwo eine Lösung für Sie gibt.

Probleme lösen: Zusammenfassung

Ich fasse noch einmal alle sechs Schritte kurz zusammen:

  1. Das Problem analysieren, und akzeptieren, dass Probleme ein normaler Teil des Lebens sind.
  2. Das Ziel konkret und realistisch auswählen und es visualisieren.
  3. Ideen zur Lösung finden durch Brainstorming, Befragen anderer Menschen oder Suche im Internet.
  4. Einen konkreten Plan erstellen.
  5. Bei der Umsetzung auf kleine Veränderungen achten, sich loben, geduldig mit sich sein und vor allem: dranbleiben.
  6. Kontrollieren, ob sich etwas verändert hat. Wenn nicht: mehr tun, etwas anderes ausprobieren, das Ziel anpassen, oder gegebenfalls erst einmal akzeptieren und die Augen weiter offenhalten.

Problem gelöst?

Das war meine kleine Anleitung zum Problemlösen. Ich hoffe, dass Sie für Sie hilfreich ist. Sie ist sehr allgemein gehalten, damit Sie sie für möglichst viele Situationen anwenden können. Natürlich werden Sie sich nicht immer mit Papier und Stift hinsetzen und alle Schritte gründlich nacheinander durchgehen, wenn Sie z.B. einfach kein Essen mehr im Kühlschrank haben. Bei großen Problemen kann das aber durchaus sinnvoll sein, alle Schritte genau aufzuschreiben. Ansonsten reicht es bei kleineren Problemen sicherlich, wenn Sie die Struktur grob verinnerlichen oder sich einfach nur mal kurz daran erinnern, wenn Sie man merken, dass es an irgendeiner Stelle nicht weitergeht.

Probleme sind lösbar.

Wenn es Ihnen dennoch schwerfällt, Ihr Problem zu lösen oder Sie gerne professionelle Unterstützung dabei in Anspruch nehmen können, können Sie sich gerne bei meiner Onlineberatung anmelden und mir schreiben. Dann gehen wir es zusammen an.

Nun noch meine Frage an Sie:

  • Glauben Sie, dass diese Anleitung für Sie nützlich sein kann, um Ihr Problem zu lösen?

You might also like

Leave Your Comment